☆Kastration beim Hund☆

Bei meiner Umfrage, über Themen die Euch interessieren, hat mich mehrfach der Wunsch erreicht, meine Meinung über das Thema Kastration aufzugreifen.
Huuui wie ich diese Thematik liebe...🤪

Neben den Themen ; Impfen, Futter und Halsband oder Geschirr ist es wohl auch eines dieser Themen, welches die Hundewelt spaltet...

Ums Thema "Kastration" gibt es sooo viele Ansichten und sooo viele Studien...

Ich möchte erwähnen, dass ich hier meine Meinung und meine Erfahrungen preis gebe...

Im Grundsatz muss einem bewusst sein, dass eine Kastration ein grosser Eingriff in den Körper eines Hundes ist und individuell, auf den jeweiligen Hund, gut überlegt werden muss.

Es stellt sich immer wieder die Frage, ob "nur" direkte körperliche Beschwerden als Kastrationsgründe gelten sollen, oder auch psychische Probleme als Argument angesehen werden dürfen...

Oft werde ich darauf angesprochen, ob ich eine Kastration empfehlen würde, wenn der Hund, z.B nicht abrufbar ist oder Gegenstände besteigt oder er einfach generell nicht hört...
Mir ist es aber wichtig, dass wir ganz klar zwischen hormonellen und erzieherischen Punkten unterscheiden...

Einen einfachen Abruf wird durch eine Kastration definitiv nicht verbessert werden können... Auch werden viele Hunde nicht einfach generell "ruhiger" wenn die Hormone nicht mehr mitspielen...
Aber natürlich wird der hormonelle Stress, der durch Testosteron beim Rüden oder Östrogen bei der Hündin ausgelöst wird, weniger.
So kann aber auch ein sehr unsicherer Hund durch eine Kastra noch unsicherer werden und ein zu selbstbewusster Hund eher "handelbarer".

Ein Hund, der auf dem Spaziergang nur noch sabbert und nur noch an Pippistellen klebt und die ganze Erziehung vergisst wenn er eine gut riechende Hündin oder einen leckeren Rüden schmeckt, ist nach der Kastration definitiv weniger hormongesteuert und in solchen Situationen besser ansprechbar...

Ich möchte gerne einmal ein paar Verhalten aufgreifen, welche sich durch eine Kastration nicht oder nur bedingt verändern werden:
- Kommunikationsbereitschaft ("willtoplease")
- Das Aufreiten auf Gegenstände vor oder bei dem Menschen (dies ist oft eine Ressourcenthematik)
- Abrufbarkeit
- generelle "Aggression"
- hohes Energielevel
- Leinenführung
- alleine sein können
- Sozialverhalten (im allgemeinen)
- Ressourcenthematiken
- Konditionierbarkeit
(natürlich gibt es einige mehr, das würde aber diesen Beitrag definitiv sprengen)

was sich aber verhaltenstechnisch definitiv verändert ist:
- ein gewisser, hormonellbedingter Stress bei gut riechenden oder gar läufigen Hündinnen oder leckeren Rüden
- "dominanzgehabe" bei anderen, unkastrierten Hunden (bei Rüden das "machogehabe" bei Hündinnen das "gezicke")
- Jaulen wenn eine leckere Hündin oder ein ansprechender Rüde in der Nähe ist
- für sich aufreiten auf Gegenstände, wenn gerade niemand zuschaut (in einem anderen Raum oder in einer ruhigen Ecke).
(um auch hier einfach einmal ein paar der vielen Punkte zu nennen)

Wenn wir den körperlichen Aspekt durchleuchten sehen wir da etwas klarere Aspekte...
Gerade bei Rüden, bei welchen nur einer der Hoden "abgestiegen" ist und der zweite noch im Bauchraum oder im Leistenkanal geblieben ist wird oftmals eine Kastration empfohlen.
Auf das Thema mit den Tumorrisiken kann und möchte ich nicht weiter eingehen, da ich definitiv kein Tierarzt bin. Besprecht dies aber gerne mit Eurem Vet.💪

Die meist halbjährlichen Blutungen einer Hündin (Läufigkeit oder auch Hitze genannt) oder das austreten von Samenflüssigkeit beim Rüden sollten meiner Meinung nach KEINE Gründe für eine Kastration sein...
Wenn aber ständige Entzündungen oder andere körperliche Beschwerden auftreten ist es definitiv wichtig, mit dem Tierarzt des Vertrauens Rücksprache zu halten und sich mit dem Thema auseinander zu setzen.

Oftmals liest man, dass kastrierte Tiere zu Übergewicht und Fellveränderungen neigen.
Gerade das Thema Gewichtregulation ist natürlich mit den Hormonen gekoppelt. Dass ein kastrierter Vierbeiner eher zur Gewichtszunahme neigt ist also dementsprechend klar...
Dem kann aber mit gutem Futter und genügend Bewegung definitiv entgegengewirkt werden.

Bezüglich der Haarveränderung kann ich persönlich keine negativen Erfahrungen berichten...
Weder bei Cosmo und Ayuna, noch bei all den kastrierten Hunden die ich betreue, habe ich irgendwelche Haarveränderungen festgestellt.

Dann gäbe es da noch die Möglichkeit von einem Kastrationschip...
Davon halte ich persönlich aber, durch meine Erfahrung mit Cosmo und ein paar (nun kastrierten) Betreuungsrüden, nicht wirklich viel... Da es den Hormonhaushalt komplett aus dem Gleichgewicht bringt und ich keinen Hund kenne, der nicht unter der "Einpendelphase" gelitten oder gar vom Chip provitiert hat...
Wir hatten damals eher unwissenshalber bei Cosmo einen Hormonchip eingesetzt. Die folgenden drei Wochen waren eine totale Katastrophe...
Der Hormonschub, bevor dann die Hoden geschrumpft sind, war der absolute Horror...
Ausserdem muss Cosmo laut der Tierärztin damals, "ein besonderer Fall" gewesen sein...🤷🏻‍♀️
Denn der Chip, der eigentlich mind. sechs Monate hätte anhalten sollen, hatte nach knapp fünf Wochen (davon waren ja drei der Horror) schon wieder mit der Wirkung nachgelassen und die Hoden sind schon wieder auf Normalgrösse gewachsen... Desswegen haben wir uns dann noch während der Chipwirkungsdauer für eine endgültigie Kastration entschieden.
(Okay, bei Cosmo stand es auch im Schutzvertrag seines Vermittlungsvereins, dass wir ihn kastrieren lassen mussten, darum war es damals nicht wirklich unsere Entscheidung...)
Heute würden wir aber definitiv einen anderen Weg wählen.

Bei Ayuna wollten wir eigentlich auf eine Kastration verzichten.
Damals war Cosmo schon kastriert und so mussten wir uns bezüglich ungewollter Verpaarung keine Gedanken machen.
Wir hätten ihr den Eingriff eigentlich gerne ersparen wollen.
Bei ihr war aber die psychische Wandlung in der Läufigkeit so extrem, dass wir uns gemeinsam mit unserem Tierarzt für eine Kastration entschieden haben.
Bei ihr kam ein extremes Aggressionspotenzial (welches sie sonst nie an den Tag gelegt hatte) sowie das ständige Wund lecken der Vulva dazu und ihr Hormonstresslevel in der Zeit der Hitze war echt brutal. Sie muss allerdings in der Läufigkeit, genau wie auch jetzt noch aber sooo wahnsinnig gut riechen, dass sie auch manch unkastrierten Rüden den Kopf verdreht...

Kyano aber, ist mit seinen Hormonen total ausgeglichen und kann, auch dank seiner Erziehung, gut mit "duftenden" Hündinnen umgehen.
Desswegen sehen wir momentan definitiv keinen Grund, eine Kastration in Betracht zu ziehen.
Aber auch das kann sich natürlich im Laufe der Zeit noch ändern...

Entscheidet Euch individuell nach Eurem Hund für oder gegen eine Kastration.
Wenn nicht alle Radare auf Alarm stehen würde ich aber davon abraten, einmal "auszuprobieren" und den Chip zu setzen, denn dies war in den mir bekannten Fällen unnötig oder gar kontraproduktiv. Ausserdem kann der Chip nicht unbegrenzt oft verlängert werden.

Mein abschliessendes Fazit über das Thema Kastration:

Reflektiert Euch, ob dieser Eingriff wirklich notwendig ist, oder ob gewisse Verhalten nicht mit einem guten Coach verändert werden können und sprecht Euch bezüglich der körperlichen Aspekte DEFINITIV mit Eurem Tierarzt des Vertrauens ab. Wenn die Zeichen aber eindeutig sind, finde ich es wichtig, sich im Sinne des Tieres, für eine Kastration zu entscheiden (auch wenn der Rüde evtl. als Deckrüde gedacht gewesen wäre.)
Aber auch in diesem Bereich steht für mich das Wohl der Hunde an Erster Stelle!

Bei Fragen stehe ich Euch gerne zur Verfügung 😉

Euer Dogcoach 🐾